Der Plan der EU, rund 10.000 Stoffe aus der Familie der Per- und Polyfluoralkylsubstanzen (PFAS) zu verbieten, hat weltweit hohe Wellen geschlagen. Zum Abschluss der Konsultationen am 25. September 2023 hatten mehr als 4400 Unternehmen, Organisationen und Privatpersonen bei der European Chemistry Agency (ECHA) rund 5600 Vorschläge eingereicht mit dem Ziel, das Verbot signifikant einzuschränken. Eine überwältigende Resonanz – üblich sind lediglich ein paar hundert Eingaben. Die Kommentare werden derzeit von den wissenschaftlichen Ausschüssen der ECHA und anderen EU-Fachgremien eingehend geprüft. Eine erste Stellungnahme dazu soll es noch im März geben, Anfang kommenden Jahres der Abschlussbericht dem Europäischen Parlament zur Beratung vorgelegt werden. Ein PFAS-Verbot könnte dann bereits 2025 in Kraft treten.
Unsere Position zum Thema PFAS
Grundsätzlich unterstützen wir einerseits proaktiven Umweltschutz und damit auch Bemühungen der EU, umwelt- und gesundheitsgefährdende Stoffe konsequent aus dem Verkehr zu ziehen. Andererseits verarbeitet HÜNI+CO als Spezialist für hochfunktionale Kunststoffbeschichtungen und Oberflächentechnik organische Kunststoffe, von denen einige auch zur PFAS-Stofffamilie zählen.
Daher haben wir – insbesondere im Interesse unserer Kunden – dazu eine eindeutige Meinung und beziehen wie viele andere Unternehmen aus unterschiedlichsten Branchen wie folgt Stellung:
- PFAS sollten nicht pauschal verboten, sondern ihre einzelnen Subgruppen differenziert bewertet werden.
- Insbesondere Fluorpolymere erfüllen alle 13 OECD-Kriterien als „Polymers of Low Concern“. Sie sind also ungiftig, nicht wasserlöslich, nicht mobil und nicht bioakkumulierbar und stellen damit keine Gefahr für Mensch und Umwelt dar.
- Fluorpolymere werden aufgrund ihrer einzigartigen Eigenschaften in vielen Industriezweigen und Branchen eingesetzt. Sie erfüllen oft unverzichtbare Funktionen in Produkten, beispielsweise in der Medizin, in der Elektronik oder als Bestandteil hochspezifischer Beschichtungen etwa für Rohrleitungen und Pumpen in der Chemie- und Pharmaindustrie.
- Ohne Fluorpolymere wird die EU ihre Klima- und Nachhaltigkeitsziele nicht erreichen. Denn sie sind unverzichtbar in der Entwicklung innovativer Zukunftstechnologien wie Elektromobilität, Batterietechnik, Windenergie- und Wasserstofftechnologie.
- Zahlreiche Stoffe aus der Gruppe der Fluorpolymere und andere sind nicht ersetzbar, brauchbare Alternativen stehen nach dem derzeitigen Stand der Forschung nicht zur Verfügung.
- Ein pauschales Verbot bedroht daher den technischen Fortschritt und damit die Zukunft des Industriestandorts (nicht nur) Deutschland.
Noch einmal: Differenzieren bedeutet nicht verharmlosen. Aber hier braucht es Augenmaß. Wichtig ist aus unserer Sicht, Unternehmen dazu zu ermutigen, nachhaltige Alternativen zu erforschen und zu implementieren. Dafür braucht es Zeit (also angemessene Übergangsfristen), Investitionen in Forschung und Entwicklung und andere Anreize.
Und natürlich stehen auch wir als Abnehmer und Verarbeiter von chemischen Erzeugnissen, die PFAS und andere Stoffe enthalten, in der Verantwortung. Und daher im engen Austausch mit unseren Zulieferern. Gemeinsam mit den Herstellern unserer Beschichtungen und natürlich unseren Kunden arbeiten wir heute schon an der Bewertung möglicher Risiken, an der Entwicklung umweltverträglicher und nachhaltiger Varianten und innovativer Alternativen zu unseren PFAS-basierten Antihaftbeschichtungen, Gleitbeschichtungen und Korrosionsschutzbeschichtungen. Und nutzen besonders langlebige Beschichtungen mit dem Ziel, die Ökobilanz unserer Beschichtungen zu optimieren. Für unsere Kunden. Für eine saubere Umwelt.
Wir werden auch künftig die Entwicklung sehr genau beobachten. Wir halten Sie hier auf dem Laufenden!